Donnerstag, 19. August 2010

Multiplikator-Effekt à la Sauerland

Schon viele haben es versucht und genau so viele sind auch kläglich daran gescheitert, einmal im Internet veröffentlichte Informationen "löschen" zu lassen. Der Effekt ist immer der Gleiche: Je mehr jemand versucht etwas über sich aus dem Netz zu tilgen, desto weiter verbreitet sich die Info. In diesem Fall sind es knapp 80MB pdf-Dateien mit Schriftverkehr, Protokollen, Plänen und sonstigen Schreiben aus der Zeit vor der Loveparade, welche einen etwas genaueren Einblick in das Genehmigungsverfahren erlauben und ein paar interessante Aussagen zu Tage führen.

Adolf "Pattex" Sauerland a.k.a. "Der große Aufklärer" wollte die Veröffentlichung bzw. Verbreitung verhindern. Begründung (heute): Gefahr für die namentlich in den Dokumenten erwähnten Personen. Das passt zwar nicht ganz zu dem Hintergrund der Klage, die sich auf das Urheberrecht beruft... aber gut - Mr. Windmichwieeinaal muss ja schließlich irgendwas halbwegs glaubhaftes aussagen. (Wahrscheinlich die letzte Amtshandlung des PR-Managers, der heute morgen die Brocken hingeschmissen hat.)

Sauerland steht im Verdacht, die Loveparade unter allen Umständen in Duisburg stattfinden lassen zu wollen, egal welche rechtlichen Vorschriften es gibt. In Interviews beteuert er immer wieder, dass er von Sicherheitsrisiken und Problemen im Vorfeld nichts gewusst habe.

Und nun lesen wir in einem Gesprächsprotokoll eines am 18.06.2010 stattgefunden Meetings folgenden Absatz:

(Originalzitat)
Entfluchtung: Nach der Sonderbauverordnung müssen bei 220.000 Besuchern, 440 Meter Fluchtweg nachgewiesen werden. Lopavent hat bisher 155 Meter nachgewiesen, da sie es aus ihrer Erfahrung für ausreichend halten, wenn 1/3 der Personen entfluchtet werden können.

Hier entspannte sich eine "engagierte" Diskussion, in der Lopavent darauf hinwies, dass Fluchtwege mit 440 Metern von ihnen nicht dargestellt werden könnten. Diese rechtlichen Voraussetzungen hätten sie noch nie machen müssen. Sie seien überrascht, welche rechtlichen und formalen Anforderungen die Bauordnung stellen würde, ihnen ginge es allein um die praktische Seite.
(...)
Herr XXX (von mir nicht namentlich genannter Vertreter der Stadt Duisburg - ist im Original ersichtlich) stellte in diesem Zusammenhang fest, dass der OB die Veranstaltung wünsche und dass daher hierfür eine Lösung gefunden werden müsse. Die Anforderung der Bauordnung, dass der Veranstalter ein taugliches Konzept vorlegen müsse, ließ er nicht gelten. (...) Die Feuerwehr solle sich ebenfalls an der Erarbeitung beteiligen, es könne nicht sein, dass 62 diese Pflicht nur auf die Antragssteller abwälzen würden, schließlich wolle der OB die Veranstaltung.

(Zitat Ende)

Wie passt das zu der Aussage, er habe von keinerlei Schwierigkeiten gewusst?

Als Begründung für seinen Nicht-Rücktritt führt er an, dass er so viel besser zur Aufklärung beitragen kann. Sicherlich - darum bindet man ja auch sonst immer Verdächtige in Strafprozessen in die Aufklärungsarbeit mit ein. Wer könnte einen besser zur Leiche führen, als der Mörder, der sie in einem Waldstück verbuddelt hat? Nur würde der Täter nicht eher alles daran setzen, die Ermittler in ein anderes Waldstück zu führen?

Kachelmann buchtet man über Monate ein, weil seine Frau ihn der Vergewaltigung bezichtigt - warum? Er ist Schweizer und könnte ja in seine Heimat fliehen, um einer Strafverfolgung zu entgehen. Jeder andere, egal ob deutscher Staatsbürger oder nicht, der verdächtigt würde für den Tod von 21 Menschen verantwortlich zu sein, dürfte ebenfalls in U-Haft landen.
Hier aber lässt man Herrn Schaller ein wenig Freiraum, damit er seinen Lambo auf der A9 schroten und einen anderen Hauptverdächtigen lässt man weiterhin im Amt, damit er so toll bei der Aufklärung helfen kann.

Bau ich im Job scheiße, flieg ich raus - werde ich verdächtigt, 21 Menschen (fahrlässig oder wie auch immer) das Leben genommen zu haben, sitz ich ein. Als Bürgermeister mit Profilneurose sitzt man aber weiterhin im Büro und wartet die nahende Pension ab.

Go go Adolf - nur noch einen Monat am Tisch festbeißen, dann hast es geschafft und bekommst die volle Kohle ausgezahlt - für Lügen, Machtgier und Inkompetenz muss man ja schließlich ordentlich entlohnt werden.

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